Wer war Walter Bacher?

Vor dem Eingang der Klosterschule erinnert ein Stolperstein an den ehemaligen Lehrer Dr. Walter Bacher und seine Frau. Was wir heute über ihn wissen, verdanken wir den Forschungen von Barbara Brix. In der Klosterschule stellte sie die Neuauflage ihres Buches vor und berichtete von ihrer Arbeit.

Als 1984 ein Weg in Niendorf nach Walter Bacher benannt wurde, fing Barbara Brix an zu forschen. Denn Walter Bacher war Lehrer an der Klosterschule gewesen. Sie selbst war nun, 50 Jahre später, ebenfalls Lehrerin an der Klosterschule. Im Schularchiv fanden sie und ihre Mitstreiter unter anderem das Protokollbuch, in dem auch eine „Pausenkonferenz“ protokolliert war, mit der der Ausschluss Bachers aus dem Kollegium begann.

Am 28. April 1933, vor genau 90 Jahren also, wurde auf dieser Konferenz neben dem Ankauf eines Hitlerbildes und der Übertragung der Führerrede am 1. Mai in die Aula der Schule ein folgenschwerer Tagesordnungspunkt aufgerufen: die »nichtarische Abstammung« einzelner Kollegiumsmitglieder.

Für Dr. Walter Bacher (1893-1944), Sohn jüdischer Eltern, die ihn gleich nach der Geburt hatten taufen lassen, Sozialdemokrat und seit Jahren ein beliebter und engagierter Lehrer an der Schule, und seine ebenfalls sozialdemokratische, aus einer jüdischen Familie stammende Frau Clara Bacher geb. Haurwitz (1898-1944) begann an diesem Tag ein beruflicher und persönlicher Niedergang. Clara Bacher war Schülerin der Klosterschule gewesen und Absolventin ihres Lehrerinnenseminars. Nach langer Arbeitslosigkeit und mehreren Jahren als Lehrer an der jüdischen Talmud Tora Schule wurde Walter Bacher zusammen mit seiner Frau in das Ghetto Theresienstadt deportiert und 1944 im KZ Auschwitz ermordet. All das hat Barbara Brix in jahrelanger Detektivarbeit zusammengetragen und ihre Forschungsergebnisse in einem Buch veröffentlicht.

Gemeinsam mit dem Geschichtsprofil fand anlässlich des 90. Jahrestages der „Pausenkonferenz“ eine Gedenkveranstaltung in der Aula der Klosterschule statt. Die Schülerinnen lasen aus dem Protokoll der verhängnisvollen Konferenz vor und rezitierten ein Gedicht, das Bacher sehr liebte. Barbara Brix berichtete von den teilweise unglaublichen und glücklichen Zufällen, die sie bei ihren Recherchen erlebt hat. Ihr gelang es, die Persönlichkeit des ehemaligen Lehrers aus Briefen und mit Zitaten ehemaliger Schülerinnen deutlich zu machen. So war die Gedenkveranstaltung nicht nur eine Erinnerung an Unrecht, wie es hunderte Lehrerinnen und Lehrer nach 1933 erleiden mussten, sondern auch die Würdigung eines engagierten Pädagogen.

Die stark erweiterte Neuausgabe der 1997 erschienenen Biografie Walter Bachers von Barbara Brix erscheint unter dem Namen “Walter und Clara Bacher – Hamburg – Theresienstadt – Auschwitz” Mitte Juni 2023.

Sie wird am Do, 6. Juli um 17 Uhr in der Aula der Klosterschule öffentlich vorgestellt und ist dort auch käuflich zu erwerben.